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Katholische Pfarrei Heiliger Martin · Paderborn Schloß Neuhaus, Sande, Sennelager, Mastbruch · Impressum | Datenschutzerklärung 

Im Sonntagsevangelium begegnet uns eine scheinbar beiläufige Episode aus dem Leben Jesu und seiner Jünger, die uns aber wie unter einem Brennglas deutlich macht, was den Kern von Geboten ausmacht.
An einem Sabbat sind Jesus und die Jünger unterwegs. Der Hunger treibt die Jünger dazu, dass sie Ähren rupfen, während sie durch die Kornfelder gehen. Ährenrupfen galt damals allerdings als Erntearbeit und war folglich am Sabbat untersagt. Das ruft in dieser Perikope des Markusevangeliums die Pharisäer auf den Plan, die heftig dagegen protestieren, waren sie doch diejenigen aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft, die eben genau darauf achten mussten: auf das Einhalten der Gebote. Ihr Anliegen ist nachvollziehbar: Sie wussten wie leicht es Menschen fällt, kurzsichtig Gebote über Bord zu werfen für einen kurzen, scheinbaren Vorteil. Bei dieser Perspektive kann man schnell das Größere verspielen, um dessentwegen es das Gebot gibt. Und doch ging der Protest der Pharisäer letztlich ins Leere. Jesus verteidigt das Ährenrupfen am Sabbat unter Hinweis auf das Alte Testament. König David und seine Begleiter waren auf einem Feldzug völlig erschöpft und ausgehungert zum Heiligtum gekommen und aßen Brote, die nur von Priestern gegessen werden durften. Trotzdem nimmt David davon und gibt sie an seine Weggefährten. Warum er das tut? Weil David weiß: Gott ist für uns. Gott geht es nicht um die formelle Einhaltung von Geboten, es geht ihm immer und mit allem um uns. Dann kann es kein Gebot der Welt geben, das etwas anderes verdeutlichen will als dieses für-uns-Sein Gottes.

Karin Lücke, Pastoralreferentin
Karin Lücke, Pastoralreferentin

Was Jesus hier angreift ist einzig und allein das Verständnis dieses Gebotes, also die Interpretation und Umsetzung. Und dann ist das Ährenrupfen, was äußerlich gesehen ein Verstoß gegen das Gebot ist, in Wirklichkeit die Erfüllung dessen, was das Gebot eigentlich will: uns Menschen Gottes gütige und freimachende Nähe vergegenwärtigen. In diesem Sinn spricht Jesus dann den Satz: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Und das bedeutet nichts Geringeres als: Gott ist für dich da, damit du sein kannst. Wer dieser Zusage Gottes vertraut, der wird den Sabbat, der wird jedes Gebot, gerne halten, weil er weiß, dass Gott damit Leben und nicht Last schenkt.
Geboten zu folgen bedeutet also kein blindes Befolgen von Regeln, wir sind selber gefragt nachzudenken. Wer Jesus folgen will, wird immer wieder selbst entscheiden müssen, was richtig ist. Dabei sind wir nicht alleine. Jesus hat uns ein Werkzeug gesandt, das uns dabei hilft, uns immer wieder neu Gottes Willen zu suchen. Der Heilige Geist kann uns genau diesen Mut schenken, die richtigen Entscheidungen in unserem Leben zu treffen.
Ihre Karin Lücke

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