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Katholische Pfarrei Heiliger Martin · Paderborn Schloß Neuhaus, Sande, Sennelager, Mastbruch · Impressum | Datenschutzerklärung 

Eine neue Zeit beginnt (Lk 21,25-28)
Am Sonntag beginnt die Adventszeit. Wir feiern den ersten Advent. Der Weihnachtsmarkt in Paderborn ist eröffnet, die einzelnen Märkte in unseren Gemeinden werden liebevoll vorbereitet. Kommunionkinder laden zum „Singen im Rudel“ ein. In Schloss Neuhaus wird ein Jugendgottesdienst gefeiert. Die Sternsingeraktion beginnt. Richtig was los!

Andrea Rudolphi, Gemeindeassistentin
Andrea Rudolphi, Gemeindeassistentin

Auch in den Medien ist im Moment viel los. Kriege, Konflikte, Machtwechsel… Sorgen und Freude in einem ständigen Wechsel und dann die Hoffnung auf eine schöne Adventszeit mit dem Ziel eines harmonischen Weihnachtsfestes. Schaffen wir das in all dem Trubel, mit alle den Gedanken, Zielen, Erwartungen?
Das Evangelium berichtet, dass Jesus wiederkommt. „Mit großer Kraft und Herrlichkeit“ – wir könnten sagen: „Mit Pauken und Trompeten“. Er will uns aufwecken. Er will uns Halt und Kraft geben und uns immer wieder neu auf das wirklich Wichtige ausrichten. Uns stärken durch Hoffnung und Zuversicht, um den Alltag gut zu meistern und uns selber nicht zu vergessen.
Lassen wir uns darauf ein. Lassen wir uns von Gott helfen!
Einer Freundin überreichte ich vor kurzem ein Geschenk zum Einzug in die neue Wohnung. Unter anderem ein „Wünscheglas“. In das sie Zettel legen kann mit Wünschen für die Zukunft im neuen Heim. Vielleicht hilft uns im Alltag ein „Sorgenglas“ in das wir die Sorgen des Tages legen und es zu einer Kerze oder zu einem Kreuz stellen, um die Sorgen Gott anzuvertrauen.
Ich wünsche Ihnen allen eine gute Adventszeit mit Zeit für die Familie, für Freunde und Gemeinschaft im Glauben.
Ihre Gemeindeassistentin Andrea Rudolphi

Wie feiern an diesem Sonntag das Fest Christkönig. Papst Pius XI. hat dieses Fest kurz nach dem Ende des ersten Weltkriegs eingeführt. In Europa waren gerade mehrere große Monarchien untergegangen. Dieses Fest sollte zeigen, dass Jesus unser wahrer König ist und auch, dass seine Macht nicht „von dieser Welt“ ist, so sagt er es beim Verhör dem Statthalter Pilatus. Als Zeichen der Königswürde Jesu werden alle Neugetauften mit Chrisam gesalbt. Was kann uns dieses Fest heute noch sagen? Jesus erwartet uns in seinem Königreich, er ist die Person, auf die wir hoffen dürfen, wenn uns die Sorgen zu erdrücken scheinen oder unser Leben zu Ende geht. Unsere evangelischen Mitchristinnen und -christen begehen heute den Toten- oder Ewigkeitssonntag, so wie wir an Allerheiligen unserer Toten gedacht haben. Das wir in diesen Tagen an unseren eigenen Tod erinnert werden, sollte uns nicht in Verzweiflung stürzen, sondern im Gegenteil trösten. Jesus wartet nicht in einem Reich des Todes, sondern in seinem Königsreich auf uns, ein Ort der Freude, nicht der Verlorenheit. Und so ist das Fest Christkönig die Erinnerung daran, dass wir am Ende die Aussicht auf ein Wiedersehen, auf Geborgenheit und Sorglosigkeit haben.

Klaus Pöppel, Diakon
Klaus Pöppel, Diakon

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Wochenende.
Ihr Diakon
Klaus Pöppel

„In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ Wie jedes Jahr um diese Zeit ist im Sonntagsevangelium vom Ende der Welt die Rede. Die endzeitlichen Bilder klingen drastisch. Diese Worte haben zur Zeit ihrer Niederschrift eine Geschichte hinter sich. Die Drangsal, die dem erwähnten Krisen-Szenario vorangehen soll, sind die Erfahrung der Juden von Schikanen in der Zeit des Kaisers Caligula und, schlimmer noch, die Schrecken der Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Kurz gesagt: vermutlich nur ein Teil der Krisen und Katastrophen, mit denen sich die Menschen damals auseinandersetzen mussten. Und dabei beschreibt das Evangelium diese Nöte in einer Weise, wie sie auch unserer täglichen Erfahrung entspricht. Die Gefühlslagen, die diese Bilder erzeugen, kommen auch in unserem Leben vor. Wie oft reagieren wir entsetzt und angsterfüllt auf Nachrichten, auf das, was uns in unserem Leben zu schaffen macht: Ereignisse, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Immer wenn unser Heiligstes in Trümmer geht, da ist es, wie wenn über uns das Chaos hereinbräche und die Schöpfungsordnung widerrufen sei – wie wenn die Sonne nicht mehr leuchtet und die Sterne verschwinden.

Karin Lücke, Pastoralreferentin
Karin Lücke, Pastoralreferentin

Das Evangelium, die „frohe Botschaft“, hat dabei einen unerschütterlichen und realistischen Blick auf die Welt und ihre Geschichte. Sie verharrt aber nicht in dieser Perspektive, sondern will vielmehr auch den Blick weiten und Mut machen. Immer dort, wo es zur Krise kommt, da kann sich inmitten der Erschütterung gleichsam wie von selbst zeigen, wodurch es Rettung geben kann: „Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Auf den Wolken des Himmels, also von Gott her, kommt der Menschensohn. So schreibt es Markus in bildhafter Sprache. Das meint: Wo nichts mehr in meiner Macht steht, bleibt mir auf Gott zu vertrauen. So wie Jesus es getan hat. Sein Gottvertrauen und seine Güte waren es, was Menschen in Bann schlug, wie sie ihm folgen, mit sich neu anfangen, was sie frei werden ließ. Sein unerschütterliches Vertrauen auf Gott und seine Güte waren es auch, was ihn in Konflikt brachte mit den religiös und politisch Mächtigen. Und doch war es genau dieses Gottvertrauen, die sich durch das Kreuz hindurch stärker erwiesen als die Angst.
Das Vertrauen darauf und den Mut, sich im Alltag immer wieder für Gott zu entscheiden, wünsche ich uns allen besonders in dieser Woche.

Ihre Karin Lücke
Pastoralreferentin

Wärme und das Licht
Es sind keine Demonstrationen im üblichen Sinn, aber es ist doch eigentlich viel mehr, als dass nur die „süßen Kleinen” ihre zum Teil wunderbaren selbst gebastelten (und durch Mamas oder Papas Hilfe) Laternen durch die Straßen tragen. Licht ist doch von unbeschreiblicher Bedeutung in einer Zeit, in der die Menschen nicht nur Dunkelheit kennen im Wechsel zwischen Nacht und Tag, sondern auch vielfältige Finsternis erleiden, Finsternis, die sie dauernd umgibt und nie aufhört, die scheinbar immer mehr wird.
Das Licht in unserem Zusammenhang ist eine Erinnerung an den heiligen Martin, von dem viele nur wissen, dass er als Soldat einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels schenkte. Martin war aber nicht nur an jenem Abend vor den Toren der Stadt Amiens ein gütiger Mensch. Die Menschen von Tours wählten ihn später zum Bischof seiner Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe wegen. Der Hintergrund dieses Verhaltens ist dasselbe Evangelium vom barmherzigen Samariter, das in Indien auch Mutter Teresa als Lebensaufgabe annahm.

Benedikt Fritz, Gemeindereferent
Benedikt Fritz, Gemeindereferent

Menschen können einander Licht sein und Wärme. Diese Möglichkeit wird nicht dadurch aufgehoben, dass Menschen einander in die Finsternis stoßen und viele an dem „Syndrom“ eines kalten und harten Herzens leiden, bei anderen und auch bei sich selbst. Das stellt nur die Verpflichtung deutlicher heraus: Wir brauchen das Licht, brauchen Menschen mit Güte. Martin ist eine zeitlose Gestalt, wie auch das Evangelium zeitlos ist. Viele, und manche in unserer unmittelbaren Nähe, warten darauf, dass wir einen Mantel um ihre Schulter legen, den Mantel des Verstehens und der Hilfe. Welch ein Glück, dass es davon doch so viele in unserer Pfarrei gibt.
Danke dafür!
Ihr Gemeindereferent Benedikt Fritz

Ein Schriftgelehrter stellt Jesus aus ehrlichem Interesse eine theologische Frage. Seine Aufmerksamkeit ist geweckt, weil er wohl miterlebt hatte, „wie treffend“ Jesus den Sadduzäern kurz zuvor auf ihr Fragen geantwortet hatte. Darum ist er beeindruckt von Jesus, der es seinen Gegnern „gezeigt hat“ und beginnt in großem Respekt einen kleinen theologischen Diskurs. Jesu zitiert auf seine Frage das „Höre Israel“, eines der – damals wie heute – wichtigsten jüdischen Gebete. Und Jesus fügt ein zweites Zitat aus der Tora hinzu. Die Verknüpfung von Gottes- und Nächstenliebe ist, ausgehend von dieser Stelle, zur Kurzformel der Botschaft Jesu geworden. Diese Kurzformel unterstreicht den engen Zusammenhang der Gottes- und Nächstenliebe. Auch wenn für Jesus die Gottesliebe immer an erster Stelle steht, bleibt sie doch ohne die Nächstenliebe unverstanden, viel zu theoretisch. Die eigene Person wird zum Maßstab für die Liebe zum Nächsten. Und diese Liebe soll sich an den Bedürfnissen des anderen orientieren wie an den eigenen.
Auch der positive Verlauf des Gesprächs, das von Beginn an auf Verständigung, nicht auf Konfrontation abzielt und mit Offenheit statt mit hinterhältigem Taktieren geführt wird, kann beispielhaft für uns sein. Durch die Offenheit und das ehrliche

Tobias Dirksmeier, Pfarrer

Interesse des Schriftgelehrten ist ein Konsens möglich. Er ist zu einer konstruktiven Weiterführung der Auslegungstradition seiner Religionsgemeinschaft bereit. Darum ist dieser – namentlich nicht genannte – Schriftgelehrte der einzige im Markus-Evangelium, von dem Jesus sagt, dass er nicht weit vom Reich Gottes entfernt ist. Jesus begegnet ihm darum mit dem gleichen Wohlwollen und Respekt und lobt seine aufrichtige Bereitschaft zum konstruktiven Austausch.

Wir können das Hauptgebot der Liebe mit in die neue Woche nehmen. Konkreter: Wir können unsere inneren Haltungen, unsere Einstellungen und Überzeugungen von ihm prägen lassen. Gottes Gegenwart in uns bringt eine Liebe hervor, für die Respekt, Absichtslosigkeit und ehrliches Interesse am Anderen existierende Grundhaltungen sind und bleiben. Täglich können wir neu damit beginnen und dürfen spüren, wie entspannend eine solche Lebenshaltung sein kann.

Ihr Pfarrer Tobias Dirksmeier

Ihr Lieben,

Pastor Dr. Yesudasan Remias
Pastor Dr. Yesudasan Remias

es ist bereits schon Zeit für mich zu gehen. Es sind nur noch wenige Tage bis ich mich am 27. Oktober um 11 Uhr in der Kirche St. Joseph in Mastbruch von der Pfarrei Hl. Martin verabschiede. Mein künftiger Einsatzbereich wird der Pastoralverbund Nördliches Siegerland mit Sitz in Dahlbruch sein.
Nur kurze Zeit durfte ich bei Ihnen sein. Trotzdem habe ich zahlreiche Gelegenheiten gehabt, in unserer Gemeinde viele Menschen kennen zu lernen. Von ganzem Herzen möchte ich Euch allen dafür Dank sagen! Ich nehme viele schöne Erinnerungen mit. Und ich werde Euch sehr vermissen! Besonders werden mir die Kinder und ihre fröhlichen Stimmen fehlen. Immer wenn Sie mich auf der Straße sehen, rufen sie laut: „Pastor Remias!“ Ich werde die Freude der Kinder in der Kinderkirche und in der Familienkirche vermissen. Ich werde die Stimme der Senioren und der KfD-Gruppen in unserer Pfarrei vermissen. Als ich letzten Monat aus meiner Heimat Indien zurückkam, begrüßte mich eine 101 Jahr alte Frau: „Pastor, wir haben Sie sehr vermisst!“ Das war schon eine freudige Ermunterung für mich! Ich werde auch die Bierchen in den Schützenvereinen, bei der Feuerwehr und KLJB vermissen.
Ein herzlicher Dank geht auch an das Pastoralteam, an die Sekretärinnen der Pfarrei, den PGR und den Kirchenvorstand. Ich danke allen Küsterinnen und den Messdienern für ihre Unterstützung. Es ist schon etwas Besonderes, dass wir in unserer Pfarrei so viele Ehrenamtliche haben. Die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die in der Gemeinde viel mittragen und die Kirche lebendig halten, bleiben mir sicher in lebendiger Erinnerung. Ganz herzlichen Dank sage ich Ihnen und Euch allen dafür! Ich wünsche allen viel Kraft und Gottes Segen, dass Sie das Leben in den Gemeinden weiter tragen, stärken und aktivieren.
In meiner kurzen Zeit habe ich so viele Hausbesuche gemacht und viele Menschen, die unter ihren Krankheiten leiden, zu Hause besucht. Viele Familien haben mich mit Freude zum Kaffee und zum Abendessen eingeladen. Danke für diese Gastfreundschaft!
Die zwei Todesfälle in meiner Familie in Indien und die unerwartete Versetzung haben mich auch Fragen an Gott stellen lassen. Antworten fand ich in dem Text „Spuren am Strand“:

Besorgt fragte ich den Herrn: “Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?”
Da antwortete er: “Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.”

Dieses Getragenwerden von Gott wünsche ich Ihnen allen!
Mit herzlichem Dank und bleiben Sie Gesund!
Ihr/Euer Pastor Yesudasan Remias

„Das ewige Leben gewinnen“ können wir heute vielleicht übersetzten mit „Was muss ich tun, um glücklich zu sein“. Was muss ich tun, damit ich glücklich bin und in der Hoffnung leben kann, dass mein irdisches Leben nicht alles ist? Vielmehr durch das Geschenk Gottes unendlich wird.
Im Evangelium erklärt Jesus seinen Freunden, dass sie dafür alles aufgeben und ihm bedingungslos nachfolgen müssen. Alles aufgeben, alles hinter sich lassen… Unvorstellbar in unserem Alltag. Wie soll das gehen?
Vielleicht nähern wir uns in kleinen Schritten. Was macht Sie glücklich?
Nehmen Sie sich die Zeit für eine Tasse Tee oder Kaffee, setzen Sie sich an Ihren Lieblingsplatz, einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen, und überlegen in Ruhe:

Andrea Rudolphi, Gemeindeassistentin
Andrea Rudolphi, Gemeindeassistentin

„Was tut mir gut? Was gibt mir Kraft? Was hat Sie in der Vergangenheit am meisten glücklich gemacht?“ oder „Welche kleinen Dinge machen Ihnen Freude?“
Teilen Sie Ihre eigenen Erfahrungen oder Geschichten mit anderen, die auch ihr Glück gefunden haben. Das kann inspirierend wirken und den Anstoß geben, selbst darüber weiter nachzudenken.
Ermutigen Sie sich selbst und andere, regelmäßig über Ihre Erlebnisse und Gefühle nachzudenken, vielleicht mit Hilfe eines Gebetes oder einer Meditation. Das hilft, Klarheit darüber zu bekommen, was Sie wirklich glücklich macht und auch, was Sie lassen sollten. Dinge, die Sie nur tuen, weil andere es von Ihnen erwarten oder Sie das zumindest glauben.
Jesus nachfolgen bedeutet sich selbst und andere zu lieben. Andere lieben funktioniert nur, wenn ich mich selber liebe. Nur wenn ich mein Leben auf der Basis dieser Liebe leben kann, ist es Gott möglich uns im Stillen im Herzen zu erreichen und dort die Hoffnung auf das ewige Leben zu pflanzen. Machen wir unsere Herzen bereit, die Hoffnung zu pflanzen oder zu hegen und zu pflegen, damit sie gut wachsen und gedeihen kann.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie Zeit für sich und Gott finden, auch in den schwierigen Zeiten des Lebens. Ich wünsche Ihnen die notwendige Portion Mut, um sich selbst und anderen Gutes zu tun und auch mal Nein zu sagen.
Ihre Gemeindeassistentin Andrea Rudolphi

Die Macht der Sprache
Wer gehört zu uns und wer nicht? Wir erleben immer wieder Situationen, in denen man aufgrund bestimmter Merkmale sehr schnell weiß, ob jemand ‚zu uns‘ gehört oder nicht. Die Unterscheidungsmerkmale können dabei sehr verschieden sein: manchmal reicht Kleidung, Sprache oder ein bestimmtes Verhalten aus. Nehme ich eines dieser Kennzeichen als vertraut wahr, weiß ich: auch einer von uns!
Im Sonntagsevangelium erleben wir Johannes, einen der zwölf, irritiert, als er Jesus berichtet: „Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.“ Denn raubte da nicht ein fremder Exorzist der Jüngergemeinde etwas von ihrem Attraktivsten und Überzeugendsten, die Macht, im Namen ihres Meisters Freiheit und Heilung vermitteln zu können? Vielleicht waren die Jünger sauer, weil der unbekannte Wundertäter die Bedeutung der Jüngerschar nicht würdigt, weil jemand „uns“ nicht nachfolgt (wäre es um Jesus gegangen, hätte hier „dir“ gestanden) und machtvolle Taten vollbringt.
Jesus reagiert auf die Schilderung nicht mit Exklusivrechten an seinem Namen, er durchbricht vielmehr direkt die Ausgrenzung: Entscheidend ist die Grundeinstellung der einzelnen zu ihm, nicht die Gruppenzugehörigkeit zu den Jüngern. Denn wer durch ihn inspiriert Gutes tut, kann über ihn nicht so leicht schlecht reden. „Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“

Karin Lücke, Pastoralreferentin
Karin Lücke, Pastoralreferentin

Jesus warnt in seinen Ausführungen mit sehr drastischen Bildern davor, jemanden in der Gemeinde zu Fall zu bringen, sodass dieser den Glauben an Jesu und die Nachfolge Jesu aufgibt. Die christliche Gemeinschaft hat die Worte vom Mühlstein und vom Abhauen dieses oder jenen Körperteils nie wörtlich verstanden, sondern ganz und gar gemäß der Logik unseres menschlichen Redens. Wenn wir beispielsweise sagen: „Mich zerreißt es vor Wut“, dann zerreißt es uns eben nicht, sondern wir bringen zum Ausdruck, dass unsere Wut so groß ist, dass sie jedes normale Maß übersteigt. Wir verwenden solche Bilder, um auszusprechen, was uns durch und durch geht und im tiefsten Inneren aufrührt.
Mit dieser Bilderwahl will Jesus uns aufrüttelten, geht es doch um nichts Geringeres als einen wesentlichen Kern christlichen Mensch-seins. Man kann kaum eindringlicher vor dem Bösen warnen als das Jesus im heutigen Evangelium tut. Denn es geht um unser Bestehen vor Gott, an dem Jesus alles gelegen ist. Jesu Ruf zum Entschiedensein für das Reich Gottes, also für das Gute, schränkt unsere Freiheit nicht ein. Im Gegenteil: das Evangelium kennzeichnet eine Großzügigkeit, wie wir Menschen untereinander nur selten gewähren: Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Jesu Großzügigkeit kann uns anstiften: Vielleicht entdecken wir dann mehr, das wir vorher übersehen haben.
Ihre Karin Lücke
Pastoralreferentin

Selbstlos – ein Kreuz mittragen
Manchmal erfährt man es auch heute noch wie eine Wohltat (und ich glaube ja, wir können dies viel öfters erfahren wie Medial uns die Realität glauben lässt): Da ist ein Menschen, der sich selbst nicht in den Vordergrund stellt, sich nicht wichtig macht, sondern eher zurückhaltend und bescheiden zuhört und spürbar zur Hilfe bereit ist. Wir sagen, ein solcher Mensch ist selbstlos. Was bedeutet das?
Sich selbst loslassen, das ist ja gar nicht so einfach. Man muss sich aufgeben, so ähnlich wie ein Paket, das man bei der Post aufgibt, weggibt, „los-lässt“, damit es seinen Empfänger erreichen kann. Sich selber
„aufgeben” – kann man das eigentlich von einem Menschen verlangen? Heißt das nicht, Zerstörung und Verlust? Hat Jesus etwa das gemeint, als er sagte: „wer mir nachfolgen möchte verleugne sich selbst?
Es ist richtig: wenn man etwas loslässt, kann es fallen und zerbrechen. So erscheint auch Selbstlosigkeit für manche Menschen eher bedrohlich als segensreich.
Sich selbst tatsächlich loslassen, das kann nur der, der im Vertrauen lebt, der sich darauf verlässt, dass sein Loslassen einen anderen bewegt ihn aufzufangen. Somit kann es durch als Geschenk verstanden Glauben zu können, Gott als seinen sorgenden und gütigen Vater/Mutter zu haben und in diesem Vertrauen, auf diesen Gott, auch wirklich selbstlos mal Dinge/sich selbst loslassen.
Wer sich in Gott geborgen und aufgehoben weiß, der muss eben nicht mehr so fürchterlich um sein eigenes Ich bangen. Irgendwo bei Rainer Maria Rilke heißt es: „Die Blätter fallen, sie fallen wie von weit. Sie fallen mit verneinender Gebärde. Und doch ist einer, der dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.” Schon Jesus sprach von den Spatzen, die nicht zu Boden fallen, ohne dass der Vater es wahrnimmt. Und er sagte: „Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.
Wer sich in diesem Sinne loslässt, gewinnt alles.
Ihr Gemeindereferent Benedikt Fritz

Benedikt Fritz, Gemeindereferent
Benedikt Fritz, Gemeindereferent

Der (böse ?) Pharisäer
Im Sonntags-Evangelium werfen Pharisäer Jesus vor, dass seine Jünger sich nicht an die Reinheitsgebote halten.
Der Pharisäer, das ist für uns heute doch oft der Heuchler und Hochmütige. Der, der nur frömmelnd daherkommt, der Wasser predigt und Wein trinkt. Kein Sympathieträger.
Zu Jesu Zeit haben die Leute über den Pharisäer ganz anders gedacht als wir heute: er war gebildet, konnte lesen und schreiben und kannte sich daher in den religiösen Schriften aus. Der Pharisäer hat sich wirklich – also nicht nur scheinbar, sondern wirklich und ehrlich – bemüht, die Erwartungen seines Gottes zu erfüllen, sein Glaube ist kein Lippenbekenntnis, er lebt seinen Glauben. Deshalb betrügt und raubt er nicht. Er bricht in keine fremde Ehe ein und stellt zehn Prozent seines Einkommens – das ist übrigens deutlich mehr als der heutige Kirchensteuersatz – für soziale Zwecke zur Verfügung. Er drehte sich so nicht nur um sich selbst und sein religiöses Leben, sondern war auch für das Gemeinwesens aktiv, und er nahm sich der Armen in der Stadt an.
Im Evangelium aber erhebt ich der Pharisäer über andere, die sich in seinen Augen nicht an religiöse Vorgaben halten – und macht Ihnen dafür Vorhaltungen, was Jesus deutlich kritisiert.

Diakon Andreas Kirchner
Diakon Andreas Kirchner

Dieses Urteilen über andere, diese Vorhaltungen, diese Vorwürfe, das ist genau der Zug, den man sich nicht zum Vorbild nehmen sollte – damals nicht und wir heute auch nicht.
Ihr/Euer Diakon Andreas Kirchner

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