Stellenanzeige: NARREN GESUCHT
Offenbar nehmen auch ansonsten seriöse Menschen, in diesen Tagen, von Nord nach Süd, von Ost nach West, keinen Anstoß daran, als „liebe Närrinnen und Narren, liebe Narralesen” bezeichnet zu werden.
Ein bisschen verrückt ist ja nicht so schlimm. Ob das aber für einen richtigen Narren ausreicht?
Es gab mal eine Zeit, da war der Narr bei Hofe der Einzige, für den die Narrenfreiheit galt, die es ihnen ermöglichte, ungestraft Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben oder die Wahrheit auszusprechen. Auch die Parodierung von Adeligen war den Hofnarren erlaubt. Nur unter dem Deckmantel der Verrücktheit konnte jemand es wagen, die Dinge beim Namen zu nennen: Der Narr als Anwalt der Menschlichkeit, der sein Lachen versteht als Zeichen einer inneren Freiheit, die stärker ist als alle Enttäuschungen.
Der Apostel Paulus zählte sich auch zu ihnen. In seinem ersten Brief an die Christen in Korinth ist mehrfach die Rede von den „Narren um Christi willen”, also von jenen, die in den Augen vieler Menschen als verrückt galten, weil sie ihr Leben auf Gott, statt auf menschliche Weisheit bauen. Paulus selbst musste sich auseinandersetzen mit Gegnern, die sich für viel gescheiter und bedeutender und klüger hielten.
Das haben die Narren bis heute beibehalten. Sie durchschauen die aufdringliche Aufgeblasenheit mancher Menschen, die offenbar ständig vor sich selbst auf den Knien liegen. Wenn am Rosenmontag wieder die Persiflage Wagen des Straßenkarnevals in Köln und Mainz zu sehen sind, dann sind diese im Grunde genommen die heutigen Narrenwagen. Stellt man sich die Aufgeblasenheit mancher Menschen wie einen großen Luftballon vor, dann besitzen die Narren eine Nadel, um in diesen Ballon hineinzustechen und mit einem lauten Knall aller künstlichen Verlogenheit ein Ende zu machen.
Wenn es unter uns menschlich zugehen soll, sind Narren unentbehrlich, übrigens auch außerhalb der närrischen Tage. In diesem Sinne wünsche ich allen Helau, Alaaf und Hasi Palau!
Ihr Gemeindereferent Benedikt Fritz