Maria von Magdala kommt als erste zum Grab Jesu und sieht, dass der Stein schon weg ist. Sie meint, dass jemand den Leichnam aus dem Grab weggenommen haben muss. Sie kann es noch nicht begreifen. Deswegen läuft sie eilig zu den anderen Jüngern Jesu und verkündet: „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat“ (Johannes 20,2). „Der Stein vom Grab ist weg.“, das ist ein eindrucksvolles Bild; es verdeutlicht, was Ostern bedeutet. Jeder kann sich vorstellen, was passiert, wenn man den Stein vom Grab wegnimmt und ein Grab öffnet: man blickt in den Ort des Todes und Todesgeruch schlägt einem entgegen.
Maria von Magdala erlebt, dass das Grab leer ist; doch kein Todesatem weht ihr mehr entgegen. Ostern ist die Erfahrung, dass unser Leben letztlich befreit ist von allem, was den Todesgeruch an sich hat oder uns den Todesatem ins Gesicht bläst. Ostern ist auch eine Einladung, solche Steine zu beseitigen, die Leben einengen und das Leben für andere zu öffnen: der Stein des Unglaubens, der Stein der Egoismus, der Stein des Konsums usw. Wenn andere spüren, dass dich noch immer der Todeshauch umweht, dann ist Ostern für dich noch keine Realität. Ostern bedeutet ja nicht nur, dass Jesus auferstanden ist, sondern dass wir jederzeit aufstehen dürfen aus den vielen Grabstellen des Lebens. Für Christen kann darum jeder Moment eine OsterErfahrung werden. Darum sagt Paulus: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube“ (1 Kor 15,14). Das Evangelium berichtet: „Maria von Magdala lief schnell“ und auch Petrus und Johannes laufen in Eile. Alle sind eilig in der Suche nach dem Leichnam Jesu, aber nicht in der Suche nach dem auferstandenen Christus!
Eine bekannte indische Autorin schreibt in ihrem Buch „der vierte Nagel“: „Die Christen laufen immer noch auf der Suche nach dem Leichnam Jesu und ihre Suche bleibt immer noch innerhalb des Grabes und nicht nach Jesus selbst, der außerhalb des Grabes ist.“ Viele Menschen sind bereit, für Jesus aktiv zu sein („laufen“), aber nicht dafür, sich von Christus innerlich erfassen zu lassen. Das heißt, dass wir fest an den auferstandenen Christus glauben müssen. Die Auferstehung Jesu wird sinnvoll, nicht wenn wir überraschend vor dem geöffneten Grab stehen bleiben, sondern wenn wir an Jesus glauben, dass ER der Herr über dem Tod ist. Beten wir zum auferstandenen Christus: Herr, führe uns von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit. Herr, führe uns von der Dunkelheit zum Licht. Herr, führe uns von der Unwahrheit zur Wahrheit. Herr, führe uns vom Krieg zum Frieden. Das will ich mir in dieser Woche gönnen: Mach einen Menschen glücklich, indem du den Stein des Anstoßes in seinem Leben entfernst. Darin liegt die Freude von Ostern.
FROHE OSTERN!