Die frühen Christen stellten Jesus (schon in den Katakomben) meist als den Guten Hirten dar, der ein Schaf behutsam auf seinen Schultern trägt. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf ist im Gedächtnis der Jünger und der frühen Christen geblieben. Jesus wird jedem nachgehen, der sich verirrt hat, der sich im Gestrüpp verfangen hat, in Ängsten und Trauer. Jeder gute verantwortungsbewusste Hirt wird so handeln. Die Schafe werden das wissen, haben daher Vertrauen, folgen deswegen seiner Stimme. Was zeichnet diesen guten Hirten aus?
Seine Treue und seine Bereitschaft, sich einzusetzen – und seine Verlässlichkeit. Das Bild vom guten Hirten drückt eine tiefe Sehnsucht aus, die Sehnsucht nach einem Gegenüber, zu dem ein Mensch absolutes Vertrauen haben kann.
Der vierte Sonntag der Osterzeit ist seit langer Zeit der sogenannte „GuteHirte-Sonntag“. An diesem Sonntag wird jeweils ein Abschnitt aus dem Johannesevangelium verkündet von Jesus, dem guten Hirten (im Jahr 2022 Joh 10, 27-30). Das lateinische Wort für ‚Hirte‘ ist ‚Pastor‘. So steht an diesem Tag auch das Gebet um geistliche Berufungen im Blickpunkt. Viele denken dabei vor allem an Priester- und Ordensberufe. Ich möchte hier jedoch den Blick weiten: Jeder getaufte Christ kann ein Hirte für andere sein, ein Mensch, in dem Gottes Geist wirkt – und er oder sie kann zu einem „Seelsorger“ bzw. einer „Seelsorgerin“ für andere Menschen werden, indem er sich einsetzt für das Leben der Menschen. So hat sie oder er teil an der „Pastoral Jesu“, der gekommen ist, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben.
Wir alle stehen in der Nachfolge Jesu, auch als Hirten. Und jetzt lesen Sie diesen kurzen Text doch bitte nochmals von Anfang an.
Ihr/Euer Diakon Andreas Kirchner
