Liebe Mitglieder (!),
die Lesung des Sonntags gehört zu meinen persönlichen Lieblingsstellen der Bibel.
„Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“ 1 Kor 12, 27
Ich stelle mir vor wie es wäre, wenn ich damals in dieser Gemeinde von Paulus in Korinth gelebt und diesen Brief bekommen hätte. Paulus hatte diese Gemeinde gegründet und sich weiter um sie gekümmert.
Es gibt Streit in dieser Gemeinde, ob nicht manche Aufgaben oder Menschen wichtiger sind als andere.
In dieser Situation macht Paulus klar: Jeder und jede hat seine/ihre Aufgabe, jede und jeder kann und soll sich einbringen mit den je eigenen Fähigkeiten – Paulus spricht von Charismen.
Und ganz wichtig:
Niemand soll sich über vermeintlich Schwächere erheben, niemand soll sich selbst kleinreden und deshalb die Hände in den Schoß legen.
Der ganze Organismus Gemeinde oder Kirche – so schreibt Paulus weiter – kann nur funktionieren, wenn alle sich einbringen.
Und was sagt der Apostel Paulus dazu, dass sich jemand in der Gemeinde ausgeschlossen fühlt?
Er sagt, eine Gemeinde sei wie ein Körper – und da sagt das Ohr auch nicht, ich gehöre nicht dazu, oder der Fuß kann auch nicht sagen ich bin kein Teil vom Körper.
Und umgekehrt können Körperteile nicht sagen: „Ich brauch dich nicht.“ Das Auge kann ich zur Hand sagen: „Ich komme schon alleine klar.“

Dann brauche ich mir doch gar nicht mehr vorzustellen, ich hätte vor 2000 Jahren in der Gemeinde von Korinth gelebt. Da kann ich mir einfach vorstellen, Paulus hätte mit all seiner Weitsicht den Brief an uns heute gerichtet.
Wer bin dann ich?
Das Ohr, das hört?
Das Auge, das sieht?
Die Hand, die anpackt?
Der Mund, der Trost spricht?
Der Fuß, der zum Nächsten geht?
Hoffentlich jedenfalls nicht das Körperteil, das sich über andere erhebt oder sich selbst kleinredet.
Ihr Andreas Kirchner