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Katholische Pfarrei Heiliger Martin · Paderborn Schloß Neuhaus, Sande, Sennelager, Mastbruch · Impressum | Datenschutzerklärung 

In diesen Tagen werden unsere Straßen wieder von Licht, Kinderstimmen und fröhlichem Lachen erfüllt sein. Überall ziehen Kinder mit ihren bunten Laternen durch die Dunkelheit, begleitet von Eltern, Großeltern, Freunden und Nachbarn – und vorneweg reitet der heilige Martin. Es ist jedes Jahr ein besonderer Moment, wenn dieses kleine, warme Licht sich in so vielen Gesichtern widerspiegelt. Etwas Kindliches, etwas Hoffnungsvolles, etwas zutiefst Menschliches wird da lebendig – mitten in der oft so nüchternen und lauten Zeit.

Das Martinsfest erzählt von einem Menschen, der mit offenen Augen und einem wachen Herzen durchs Leben ging. Martin, der römische Soldat, sah in einem frierenden Bettler nicht einfach einen Bedürftigen, sondern einen Bruder. Er hielt an, teilte seinen Mantel – und schenkte weit mehr als ein Stück Stoff: Er schenkte Würde, Wärme und das Gefühl, nicht vergessen zu sein. Diese schlichte Geste hat bis heute Strahlkraft, weil sie von der tiefen Überzeugung getragen war, dass Gottes Liebe sich in mitmenschlicher Nähe zeigt.

In der Lesung aus dem ersten Korintherbrief (1 Kor 3, 9c–11.16–17) hören wir: „Ihr seid Gottes Bau, Gottes Tempel. Der Geist Gottes wohnt in euch.“ Paulus erinnert uns daran, dass wir auf dem Fundament Christi stehen, das kein Mensch ersetzen kann – und dass wir aufgerufen sind, sorgsam mit diesem göttlichen Bau umzugehen. Jeder Akt der Liebe, jedes Teilen, jedes mutige Wort fügt einen Stein hinzu, der den Tempel Gottes in unserer Welt lebendig erhält. Wo wir so handeln, wächst sein Reich mitten unter uns.

Vielleicht können uns die Laternen der Kinder in diesen Tagen daran erinnern: Licht ist nicht nur etwas, das man trägt – es ist etwas, das man weitergibt. Und manchmal genügt schon ein kleines Licht, um die Dunkelheit eines anderen zu erhellen.

So wünsche ich uns allen ein gesegnetes Martinsfest, viele leuchtende Kinderaugen und das Vertrauen, dass Gottes Geist in uns wohnt – als Licht, das wärmt, tröstet, verwandelt und unsere Welt ein klein wenig heller macht.

Ihr Gemeindereferent Benedikt Fritz

Benedikt Fritz, Gemeindereferent
Benedikt Fritz, Gemeindereferent

Diesen 30. Sonntag im Jahreskreis begehen wir als Weltmissionssonntag. Mission heißt Sendung, und so wie Gott Vater seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat, so hat Jesus wiederum die Apostel und Jünger ausgesandt, um dem Volk Israel und dann allen Völkern das Evangelium zu verkünden.

Mission bedeutet, den eigenen Glauben mit anderen zu teilen, weil wir davon überzeugt sind, dass es ein einzigartiges Geschenk Gottes ist, wenn wir glauben dürfen und aus der Hoffnung leben können. Zugleich gilt es die Freiheit eines jeden Menschen zu achten: Denn so klar Jesus die Wichtigkeit des Glaubens herausstellte, so sehr respektierte er auch das Nein vieler Menschen, die ihm nicht nachfolgen und nicht glauben wollten.
Immer wieder haben sich Menschen dann doch bekehrt, die zuerst den Glauben abgelehnt oder sogar Glaubende verfolgt haben.

Ein prominentes Beispiel ist der Apostel Paulus, bekehrte er sich doch vom Christenverfolger zum eifrigsten Missionar in der Geschichte des Christentums, wie es auch in der Lesung des Sonntags zu hören ist. Das Evangelium des Sonntags spricht vom überheblichen Pharisäer, der seinen Glauben vor den Leuten demonstriert, und vom Zöllner, der in aller Demut vor Gott steht. Der Text fordert uns zu dieser Demut auf.

Wenn wir anderen gegenüber von unserem Glauben sprechen, ist das sicher Mission – wir sollen uns dabei aber nicht als Vorbilder präsentieren, weil wir uns für besser halten. Mich hat da immer ein Zitat von Paul Claudel bewegt: Rede über Christus nur dann, wenn du gefragt wirst. Aber lebe so, dass man dich nach Christus fragt.

Ihr/Euer Diakon Andreas Kirchner

Diakon Andreas Kirchner
Diakon Andreas Kirchner

Im Sonntagsevangelium Lukas 17,11-19 hören wir von der Heilung der zehn Aussätzigen. Jesus heilt die zehn Menschen – doch nur einer kehrt zu ihm zurück, um sich zu bedanken. Jesus lobt ihn nicht nur für seine Dankbar-keit, sondern auch für seinen Glauben.
Dankbarkeit und Glauben gehören zusammen. Dankbarkeit und Seelsorge gehören zusammen. Mit diesen Gedanken beginnen wir auch den Weg der Erstkommunionvorbereitung.

86 Familien machen sich gemeinsam auf den Weg, Jesus besser kennenzulernen und zu entdecken, was es heißt, aus dem Glauben zu leben: mit offenen Herzen, mit Vertrauen und mit der Haltung von Dankbarkeit.

Wir wünschen allen Familien einen gesegneten Weg voller guter Begeg-nungen, neuer Erfahrungen und kleiner Schritte im Glauben. Möge dieser Weg – wie im Evangelium – ein Weg zur Heilung, zur Gemeinschaft und zur Freude werden, sodass am Ende alle sagen können: Das war eine tolle Zeit, für die wir dankbar sind!

Kurz nach dem Erntedankfest habe auch ich allen Grund dankbar zu sein und Danke zu sagen für Ihre Unterstützung in allen Gemeinden, für Ihre Ideen, Ihre Gemeinschaft und das lebendige Miteinander. Lassen Sie uns in unserem Glauben weiter zusammenwachsen, bei dem alle Menschen will-kommen sind und uns so ein Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft setzten.

Herzliche Grüße und für alle Familien – schöne und erholsame Herbstferien,

Ihre Gemeindereferentin Andrea Rudolphi

Andrea Rudolphi, Gemeindeassistentin
Andrea Rudolphi, Gemeindeassistentin

Stichwahl

An diesem Wochenende wählen die Paderbornerinnen und Paderborner in einer Stichwahl den neuen Bürgermeister. Wir haben die Wahl, wir können entscheiden und wir sind frei in dieser Entscheidung.

Im heutigen Evangelium liegt Lazarus arm und siechend vor dem Haus des Reichen, der in Saus und Braus lebt. Dieser Reiche hatte auch die freie Wahl, sich nur um sich zu kümmern oder Lazarus in seiner Not wahrzunehmen und zu helfen. Auch als Christinnen und Christen stehen wir oft vor Entscheidungen, die unser Leben, aber auch das Leben von Anderen stark beeinflussen können. Hierbei haben wir die Wahl, ob wir uns wie der Reiche im Evangelium nur für uns entscheiden oder wir das eben gerade nicht tun. Das sollte das sein, was uns erkennbar unterscheidet.

Ich wünsche uns, dass wir nicht nur an der Urne, sondern auch sonst in unserem Leben es schaffen, die richtige Wahl zu treffen.

Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich ein schönes Wochenende.

Ihr Diakon

Klaus Pöppel

Klaus Pöppel, Diakon
Klaus Pöppel, Diakon

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

ich heiße Mariusz Fąferko und zusammen mit meiner Frau wohne ich in Sennelager. Unsere Tochter ist vor ein paar Wochen ausgezogen und versucht ihr Leben selbständig zu gestalten. Ich arbeite in Paderborn als Softwareentwickler mit einem elektrotechnischen Hintergrund. Ich bin ein Laiendominikaner und gehöre einer Laiendominikanergruppe an, die sich im Dominikaner Konvent St. Josefs in Düsseldorf trifft.

Im Dezember 2022 habe ich mein ewiges Versprechen bei den Laiendominikanern abgelegt und als Lesung habe ich mir einen Abschnitt aus dem Brief an die Philipper (Phil 3, 7-14) ausgesucht, wo der Apostel Paulus seine Sehnsucht nach voller Gemeinschaft mit Christus beschreibt, weil er „von Christus Jesus ergriffen worden ist“, wie er selbst schreibt. Diese Worte hatten damals für mich eine besondere Bedeutung, weil ich auch eine Sehnsucht nach Jesus spürte und von Jesus Christus ergriffen worden bin. Es sind fast drei Jahre vergangen und diese Worte sind stets aktuell.

Mein elektrotechnischer Hintergrund kam während meines Bewerbungsgesprächs im Erzbistum zum Tragen. In der Präsentation habe ich ein Bild einer Leiterplatte verwendet, um die Verbindung zwischen Menschen und Gott darzustellen. Auf  einer Leiterplatte befinden sich Sender und Empfänger eines Signals, einige Verbindungsleitungen, manche kurz, manche lang, manche gerade, manche eckig. So sehen auch unsere Verbindungen zu Gott aus, manche Menschen finden diese Verbindung schnell, manche brauchen mehr Zeit, bei manchen sind die Verbindungen sehr kompliziert. Bis ich das Signal von Gott empfangen habe, hat es bei mir lange gedauert und die Verbindungsleitung ist nicht wirklich gerade verlaufen. Das Signal ist aber endlich angekommen.

Und warum diese Vorstellung? Der Grund ist meine Entscheidung, dem Ruf des Herrn, den ich im Herzen verspürt habe, zu folgen.

Ich habe mich für den Dienst als Ständiger Diakon im Erzbistum Paderborn beworben.

Die Ausbildung hat im Juni diesen Jahres begonnen und während der Ausbildungszeit werde ich in unserer Pfarrei Heiliger Martin eingesetzt.

Einige von Euch kennen mich aus der Donnerstag-Messe in St. Michael, wo ich den Lektorendienst ausüben darf, oder aus der Sternsingeraktion, wo ich dem Orga-Team angehöre. Vielleicht kennen mich einige von Euch aus der Polnischen Katholischen Mission in Bielefeld, wo ich ein paar Aufgaben übernehme.

Und so stehe ich da am Start mit Ungewissheit darüber, was die nächste Zeit mit sich bringt, wie sich die Ausbildung gestalten wird, welchen Menschen ich begegnen werde, welche Entscheidungen ich treffen werde, welche Verluste ich vielleicht erleiden werde. Darum bin ich für jede Art von Unterstützung, für jedes Gespräch, für jedes auch kritische Wort sehr dankbar, denn nur so kann ich den diakonischen Dienst erfüllen: mit und an Menschen.

Eurer Mariusz Fąferko

Mariusz Faferko
Mariusz Faferko

Die Sommerferien liegen hinter uns. Viele haben die Zeit genutzt, um mal richtig durchzuatmen, oder aufzutanken – körperlich, geistig, vielleicht auch spirituell. Ob am Meer, in den Bergen oder einfach zuhause auf dem Balkon: Urlaub schenkt uns Abstand vom Alltag und öffnet oft neue Blickwinkel. Und manchmal, ganz unerwartet, begegnet uns dabei eine Haltung, die in der heutigen Welt fast aus der Mode geraten ist – die Demut.
Im Evangelium begegnet uns Jesus mit einer Einladung zur Demut – nicht bloß als moralische Pflicht, sondern als Haltung, die frei macht. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Demut heißt aber nicht, sich kleinzumachen oder sich selbst zu vergessen. Es geht eher darum, zu wissen, wo man steht – nicht sich über andere zu stellen, aber auch nicht sich unter ihnen zu sehen. Sie ist die Kunst, sich selbst richtig einzuordnen. Sie ist das Vertrauen, dass unser Wert nicht von unseren Leistungen oder dem, was wir besitzen, abhängt, sondern von einer tieferen Wahrheit – dass wir von Gott geliebt und gewollt sind.

Chinemelu Emehelu, Pastor
Chinemelu Emehelu, Pastor

Vielleicht haben wir im Urlaub gespürt, wie befreiend es ist, nicht ständig etwas leisten zu müssen. Wie wohltuend es ist, einfach da zu sein – ohne Status, ohne Rolle, ohne diesen ständigen Druck. Genau da fängt Demut an: in der Anerkennung, dass wir nicht alles kontrollieren müssen, dass wir nicht immer im Mittelpunkt stehen müssen. Dann wagen wir uns hingegen einzufügen – in die Natur, in Gemeinschaft. Denn wir sind Teil eines größeren Ganzen – einer Gemeinschaft, die auf Liebe, Respekt und Zusammenhalt basiert. Ja, die Demut macht Platz für echte Begegnungen, für Gemeinschaft, für Gott.
Möge diese Woche uns helfen, die Demut nicht nur als nette Eigenschaft zu sehen, sondern als Einladung: zu mehr innerer Freiheit, zu echten Beziehungen – und zur Freude am einfachen Dasein.

Ihr Pastor, Chinemelu Emehelu

Leidenschaftlich für den Frieden leben

Liebe Schwestern und Brüder,

Tobias Dirksmeier, Pfarrer

Jesus spricht davon, „Feuer auf die Erde“ zu werfen und darüber, dass sein Kommen nicht immer Frieden bringt, sondern auch Trennung und Entscheidung. Unser Bild vom „friedlichen Jesus“ wird da ganz schön in Frage gestellt. Die Worte sind provozierend. Sie stellen uns vor die Herausforderung, unser eigenes Verständnis von Frieden, Einheit und Nachfolge zu hinterfragen. Jesus spricht hier nicht vom Streit um seiner selbst willen, sondern davon, dass die Entscheidung für Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit manchmal Konflikt und Bruch mit alten Gewohnheiten und Beziehungen bedeutet. Die tiefe Bedeutung dieser Worte bringt der Mystiker und Ordensmann Thomas Merton wunderbar auf den Punkt: „Die größte Notwendigkeit unserer Zeit ist, Menschen zu finden, die im Frieden leben und dennoch die Leidenschaft für die Wahrheit nicht verloren haben.“ Er verweist darauf, dass echter Frieden nicht Gleichgültigkeit oder Anpassung ist, sondern Mut zur Realität und Aushalten von Verschiedenheit voraussetzt – auch wenn das unbequem und anstrengend ist. Vielleicht ruft uns das Evangelium dazu auf, das „Feuer“ neu zu entfachen. Nicht durch laute Worte oder Streit, sondern indem wir ehrlich auf unser Gewissen hören und Schritte gehen, die uns näher zu Gottes Wahrheit bringen. Das kann bedeuten, für Gerechtigkeit einzutreten, Ungerechtigkeit zu benennen oder in schwierigen Situationen klar Stellung zu beziehen. Es kann heißen, sich nicht von der Meinung anderer abhängig zu machen, sondern mutig für das Gute einzustehen – auch gegen Widerstand. Der christliche Glaube ist kein einfacher Weg, sondern ein Abenteuer des Herzens. Er fordert uns heraus, unser Leben aus der Tiefe zu erneuern und Gottes Feuer in die Welt zu tragen. Die Worte Jesu laden uns ein zu erkennen, dass echter Friede immer aus der Nähe zu Gott und seiner Liebe zu allen Menschen und damit allein aus der Kraft der Vielfalt entspringt.
Ihr Pfarrer Tobias Dirksmeier

Im Licht der Sonne – im Licht des Glaubens
Ein geistlicher Impuls zur Lesung Kohelet 1,2; 2,21–23 – im Nachklang zum
Liborifest
„Windhauch, Windhauch, alles ist Windhauch“ – so beginnt der Prediger im Buch Kohelet. Er benennt ehrlich, was viele Menschen erfahren: dass vieles mühsam ist, vergänglich, manchmal scheinbar sinnlos. Was bleibt von all dem Tun, von aller Anstrengung?
Vielleicht klang diese Frage auch leise mit, während wir das diesjährige Liborifest gefeiert haben – begleitet vom Motto „Vertrauen ins Morgen“. Denn auch, wenn es ein fröhliches, buntes Fest war, haben viele gespürt: Nicht alles ist hell und leicht in unserer Welt. Auch das Wetter in der vergangenen Woche ließ uns das spüren – die Sonne blieb oft verborgen, der Himmel grau. Ohne Licht und Wärme wirkt das Leben schwerer, farbloser, anstrengender.
Doch genau wie ein Sonnenstrahl plötzlich durch die Wolken brechen kann, schenkt auch der Glaube uns ein Licht, das von innen kommt. Er richtet auf, schenkt Kraft – und öffnet unseren Blick für das, was bleibt.
Was die Sonne für unseren Körper ist, ist der Glaube für unsere Seele. Er bringt Tiefe in unser Leben, zeigt uns den Sinn hinter den Dingen – auch dort, wo Kohelet nur Vergänglichkeit sieht. Wer glaubt, erkennt in der Welt mehr als nur das, was man sehen und anfassen kann: Er sieht hinter der Schöpfung den Schöpfer, und in jedem Menschen einen Gedanken Gottes.

Gerade das Liborifest hat uns das in besonderer Weise spüren lassen: Es lebt von der Gemeinschaft, vom Vertrauen, vom Blick nach vorn. „Vertrauen ins Morgen“ ist mehr als ein Motto – es ist eine Haltung, die aus dem Glauben wächst. Nicht alles liegt in unserer Hand, aber wir dürfen unser Morgen in Gottes Hand wissen.
Fazit: Ohne Sonne leidet das Leben – und ohne Glauben ebenso. Doch wer sich dem Licht Gottes anvertraut, kann hoffen, lieben, aufbrechen – und mit Vertrauen dem Morgen entgegengehen.

Ihr Gemeindereferent Benedikt Fritz

Benedikt Fritz, Gemeindereferent
Benedikt Fritz, Gemeindereferent

Im Sonntagsevangelium hören wir von Maria und Marta. Beide begegnen Jesus, beide sind für ihn ganz da. Die eine arbeitet und kümmert sich so um Jesu Wohlergehen, die andere hört Jesus zu. So weit so gut. Schwierig wird es, als die „Arbeitende“ meint, nur sie verhalte sich richtig, die „Hörende“ solle es ihr doch gleichtun. Vielleicht hat auch die hörende Schwester gedacht, dass nur sie sich richtig verhält. Wir wissen es nicht – der Evangelist berichtet es nicht.

Aber wir verfallen bis heute in das gleiche Denken. Wie schnell halten wir unser eigenes Glaubensleben für den einzig richtigen Weg. Vielleicht stellt jemand den Gottesdienstbesuch zurück, weil dieser Jemand die Pflege der kranken Angehörigen als Nächstenliebe versteht und so Jesus nachfolgt. Vielleicht fühlt sich jemand berufen, sich in erster Linie im Umweltschutz zu engagieren, weíl das für diesen Jemand Bewahrung der Schöpfung Gottes ist. Vielleicht zieht sich jemand ganz zurück, betet, meditiert, schreibt aber Texte voller Trost.

Marta und Maria sind für mich die beiden Pole, zwischen den wir alle uns als Volk Gottes bewegen, der Pol des „nur Hörens“ und der Pol des „nur Tuns“. Jeder und jede ist wohl entweder dem einen oder dem anderen Pol näher. Schwierig finde ich, wenn das Glaubensleben des Nächsten beurteilt oder gar verurteil wird. Schwierig finde ich aber auch, wenn sich jemand konsequent nur noch dem einen oder dem anderen Pol verschreibt. Wenn jemand nur noch hört ohne zu tun. Wenn jemand nur noch tut ohne zu hören. Ich glaube, Christsein hat immer mit beidem zu tun, mit Hören und mit Tun, mit Marta und Maria.

Das habe ich in einem kurzen Text wiedergefunden, der nicht von mir stammt. Der Verfasser ist mir leider nicht bekannt:

Ora et labora. Bete und arbeite. Gib Marta UND Maria Platz. Diene und höre. Vertraue und pack an. Glaube und liebe.

Ihr/Euer Diakon Andreas Kirchner

Diakon Andreas Kirchner
Diakon Andreas Kirchner

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen in unserer Pfarrei Heiliger Martin,

vor längerer Zeit schon habe ich mich Ihnen als Bewerber für den Dienst als Ständiger Diakon vorgestellt. Damals hatte ich geschrieben, dass ich nicht weiß, welche Kurven, Kreuzungen und Zielgeraden auf diesem Weg noch auf mich warten. Jetzt hat sich eine solche Weggabelung aufgetan: Mitte Juli werde ich mit meiner Familie nach Hanau im Rhein-Main-Gebiet ziehen, wo wir früher schon länger gewohnt haben. Dort werde ich zunächst als Theologe in der Seelsorge mitarbeiten und später dann, so Gott dies für mich vorsieht, als Diakon im Hauptberuf wirken dürfen. Diese Perspektive macht mich froh, zugleich schaue ich auch mit einem „betrübten Auge“ auf das, was ich hier zurücklasse. Für die vielen Begegnungen, die guten Worte und Wünsche und die Begleitung auf der bisherigen Wegstrecke sage ich von Herzen ein Dankeschön, ganz besonders an Pfarrer Dirksmeier, Diakon Andreas Kirchner, das gesamte Pastoralteam und auch an die vielen engagierten Ehrenamtlichen, denen ich in der Pfarrei begegnen durfte.

Im Evangelium des Sonntags lese ich von einem neuen Aufbruch: Jesus sendet 72 Jüngerinnen und Jünger aus, die ihm vorausgehen und das Reich Gottes verkünden sollen. „Geht!“, fordert Jesus seine Jüngerinnen und Jünger auf, damals wie heute. Denn vom Reich Gottes erfährt niemand, wenn ich allein zu Hause auf dem Sofa sitzen bleibe und mich nur innerlich von der Botschaft Jesu berühren lasse. Das Reich Gottes ist etwas Dynamisches, etwas Lebendiges, etwas, das weitergesagt werden will. Und dieses Weitersagen geschieht nicht allein mit Worten, sondern vor allem durch konkretes, beispielhaftes Tun von Menschen, die sich von Jesus begeistern lassen. Wo wir einander den Frieden nicht nur wünschen, sondern uns aktiv für ihn einsetzen, da wird Reich Gottes spürbar. Wo wir für kranke und einsame Menschen da sind, dort bricht sich das Reich Gottes Bahn. Wo wir uns dem Nächsten zuwenden und helfen, da ist das Reich Gottes schon mitten unter uns.

Dass es uns immer wieder gelingt, in der Nachfolge Jesu aufzubrechen und seine Botschaft in Wort und Tat auszurichten, das wünsche ich uns allen. Vertrauen wir darauf: Gott bleibt mit uns unterwegs. Bleiben auch wir miteinander im Gebet verbunden!

Ihr Simon Rüffin

Simon Rüffin
Simon Rüffin
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