Konzentration aufs Wesentliche
Das Evangelium vom heutigen Sonntag nimmt uns mitten hinein in den ersten Teil der langen Rede über das Himmelsbrot, die Jesus in der Synagoge in Kafarnaum hält. In gewohnter johanneischer Weise kommentiert hier der Evangelist das Brotwunder durch lange Reden und Diskussionen. Die Verzahnung zwischen der ersten Lesung aus dem Buch Exodus mit dem Evangelium ist deutlich zu erkennen: Zwei biblische Erzählungen über sättigendes Brot vom Himmel, zwei Erzählungen über gestillten Hunger. Beide Geschichten versinnbildlichen die Fürsorge Gottes für die Seinen. Typisch für johanneische Dialoge bewegen sich die Partner auf verschiedenen Ebenen im Gespräch, da sind Missverständnisse vorprogrammiert.
Zu Beginn der Perikope wird Jesus die Frage gestellt, wie er hergekommen sei. Jesus antwortet nicht auf die Frage nach der Reiseroute, sondern auf ihre Sehnsucht und Suche nach ihm. Sie suchen ihn nämlich nicht, weil sie im Wunder der Speisung ein Zeichen seiner göttlichen Sendung gesehen haben, sondern weil sie von ihm die Befriedigung ihrer irdischen Bedürfnisse erhoffen. Sie sind beim äußeren Geschehen stehengeblieben und nicht dem Zeichen gefolgt.

Das Missverständnis der Menschen äußert sich dann auch in der Frage, was sie sie tun sollen, „um die Werke Gottes zu vollbringen“ (Joh 6, 28). Darauf antwortet Jesus, dass es nicht um Werke geht, sondern darum, Raum zu öffnen für Gott – zu glauben. Nicht das Tun bestimmt zuerst die Beziehung zu Gott, sondern das bedingungslose Vertrauen und Sich-einlassen. Im Evangelium verweist die Menge auf das große Wüstenwunder der Mannaspende während des Auszugs der Israeliten aus Ägypten und unterstreicht damit ihre Forderung, ihnen ein Zeichen zu geben, damit sie es sehen und glauben können. Damals war das Manna, das Sinnbild der Fürsorge Gottes für den Menschen, der in der Freiheit zu leben anfängt, dass er nicht Angst bekommt vor ihr. Diese Fürsorge Gottes hat für uns Christen Name und Gesicht: Jesus von Nazaret: Ich bin das Brot des Lebens. Mit dem, was er ist und sagt und tut, ist er für uns wie Brot – Brot, das nicht mehr verdirbt und nicht mehr bloß für kurze Zeit leiblichen Hunger stillt, sondern bleibend satt macht an dem, was wir mehr als alles suchen, nämlich: Leben. Jesus steht für das, was das Manna beim Exodus versinnbildet hat. Er steht dafür ein, dass wir als Menschen unseren Weg gehen können – im Gottvertrauen.
Ich wünsche Ihnen eine erholsame Sommerzeit!
Ihre Karin Lücke