Unser religiöses Leben hat sich grundlegend geändert. Von lieb gewordenen, über Jahrhunderte geübten Formen des Glaubenslebens mussten wir uns verabschieden.
Eine Fronleichnams-Prozession wird es dieses Jahr nicht geben. Die Kirchen in und um Schloss Neuhaus sind auch zu den Sonntagsmessen bei weitem nicht gefüllt, nicht einmal in der Osternacht. Gesungen wird (noch) nicht.
Manch einer von Ihnen mag Messen übers Internet bzw. am Fernseher mitgefeiert haben. Andere sind vielleicht auf neue Formate gestoßen, die in dieser Zeit entstanden sind: kurze Videobotschaften, Weggottesdienste, Open-air-Gottesdienste am Brunnentheater.
Es war (und ist noch) eine von Veränderungen geprägte Situation!
Das passt zur momentanen Zeit im Kirchenjahr: Auch die Jünger Jesu mussten sich auf neue Gegebenheiten einstellen.
Drei Jahre lang war Jesus an ihrer Seite gewesen.
Dann der Karfreitag – und noch bevor sie den Tod Jesu wirklich realisiert und verarbeitet hatten, wurden die Jünger schon mit seiner Auferstehung konfrontiert.
Jesus war wieder bei ihnen, allerdings ganz anders als bisher.
Nach vierzig Tagen dann die erneute Veränderung: der Tag seiner Himmelfahrt. Von da an sahen die Jünger ihn nicht mehr.
Nur 10 Tage später empfangen sie den Heiligen Geist am Pfingsttag.
Jedes Mal mussten sie umdenken, mussten neue Gegebenheiten akzeptieren und umsetzen.
Immer hieß es, nicht stehen zu bleiben beim Altbekannten, sondern aufzubrechen zu neuen Ufern. Wenn wir in der Corona-Pandemie jetzt Licht am Ende des Tunnels sehen und mutmaßlich wieder vorsichtig anfangen, „normale“ Gottesdienste zu feiern, haben uns die vergangenen Monate doch geprägt – und wir haben unterschiedliche Erfahrungen hinsichtlich unseres Glaubenslebens gemacht.

Lassen wir uns – der Gegenwart Gottes gewiss – auf diese Veränderungen ein und machen wir sie fruchtbar für unsere Zukunft.
Wir sollten das Gute bewahren, das wir in den letzten Monaten erfahren haben. Ich denke z.B. an Gottesdienste in kleinen Gruppen, nicht zwangsläufig in der Kirche, auch nicht immer mit einem Hauptamtlichen als Leiter.
Ich denke an digitale Vernetzung , an der auch Menschen teilnehmen können, die ihr Heim nur schlecht oder gar nicht verlassen können – z.B. zur Teilnahme am Ökumenischen Kirchentag.
Wie auch immer wir unseren Glauben in den nächsten Monaten und Jahren leben, auf zwei Gewissheiten können wir bauen:
Die Zusage zu Pfingsten, dass Gott in vielerlei Sprachen sprechen kann.
Und die Zusage Jesu „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt“
(Mt 28,20).
Ihr/Euer Diakon Andreas Kirchner