Liebe Schwestern und Brüder,
„Hauptsache gesund!“ – so lautet eine Redewendung, die wir in unserem Alltag oft gebrauchen. In Pandemiezeiten wohl noch häufiger. Dahinter steckt eine alte menschliche Erfahrung: Wir sind schlicht und ergreifend auf unseren Körper angewiesen. Krankheit und Gebrechen stellen für uns eine Bedrohung dar, die im Tod ihren Höhepunkt erreicht. Eine gute Sorge für unser physisches Wohl ist daher unerlässlich. Dieses Wissen überliefern uns schon die Väter des Mönchtums mit ihren Ratschlägen zu einer maßvollen Ernährung und genügend Schlaf. Gleichzeitig können wir aber feststellen, dass der Körper auch zum Kultobjekt gemacht werden kann: wirklichkeitsfremde Schönheitsideale und die neuesten Diäten werden allerorten beworben und lassen bei entsprechenden Anbietern die Kassen klingeln. Wie also umgehen mit dem eigenen Körper, den der heilige Franziskus mal seinen „Bruder Esel“ nannte?
Unser christlicher Glaube bietet für mich ein Menschenbild an, das eine wirklich tragfähige Lebensweise ermöglicht. Gott ist selbst ein sterblicher Mensch geworden in Jesus Christus. In ihm wird sichtbar: Der Mensch ist weder reiner Geist noch reine Natur. Vielmehr gehören beide unersetzbar zu unserem Leben und beide verlangen danach, von Gott erlöst zu werden. So sprechen wir ganz bewusst nicht nur von unserem natürlichen Körper, sondern vom „Leib“, der nach dem Apostel Paulus ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Das Gerücht, wonach das Christentum und vor allem die katholische Kirche „leibfeindlich“ seien, beruht ja eher auf Halbwissen und auf Verzerrungen unseres Glaubens. Vielmehr sollten wir auf das Zeugnis von Frauen und Männern schauen, die in ihrem Leben verkörpert haben, dass Gott die Erlösung des ganzen Menschen als Einheit von Leib und Seele möchte. Ein wichtiger Zeuge dafür ist der heilige Bischof Blasius, den wir in dieser Woche feiern. Durch die Heilungen, die von ihm berichtet werden, ließ er die Menschenliebe Gottes leiblich erfahrbar werden. Wenn wir in dieser Woche nun den Blasius-Segen empfangen – sofern es die Pandemie zulässt – können wir diese Handlung als eine Einladung verstehen, dankbar zu sein für das Geschenk unseres Leibes und ihn in Gesundheit und Krankheit und in all unserer Verletzbarkeit zu einem Ort echter Gotteserfahrung zu machen – im Sinne einer „Theologie des Leibes“, die uns zum Beispiel der heilige Johannes Paul II. geschenkt hat.
Dass der heilige Blasius seinen Leib hingab um als Märtyrer Zeugnis für Christus zu geben, spricht in diesem Sinne für sich. Kann es ein größeres Zeichen der Liebe geben?
Ihnen eine gute Woche und Gottes Segen!
Bleiben Sie gesund an Seele und Leib,
Ihr
Jakob Ohm
Priesteramtskandidat