Liebe Schwestern und Brüder!
Das Ostereignis ist die wertvollste Perle in der Krone der Christen. Gleich einem hochkarätigen Diamanten, der ebenso kunstvoll wie aufwendig geschliffen ist, zeigt der „Osterdiamant“ der Christen immer wieder eine neue Seite, ein neues Gesicht, neue Facetten, wenn man ihn ins Licht hält, ins Licht des Heiligen Geistes, versteht sich.
Da ist z. B. der erste Satz des Auferstandenen an seine Jünger am Abend des Ostertages. „Der Friede sei mit euch.“ Das war wie eine Erlösung. Da fielen Zentnerlasten von der Seele der Apostel. Sie hatten ihn verlassen, waren in seiner schwersten Stunde nicht bei ihm geblieben. Petrus hatte ihn verleugnet: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Unter normalen Umständen wäre jede Freundschaft an ihr Ende gekommen. „Der Friede sei mit euch.“, das bedeutet: „Ihr braucht euch keine Sorgen mehr zu machen. – Es ist alles gut, wieder gut.“ Der erste Satz des Auferstandenen ist ein Versöhnungswort, ein Wort, das in die Zukunft weist, eine gute Zukunft, weil Gott sie mit uns lebt.

Oder nehmen Sie diese Facette aus dem Osterdiamanten in der Glaubenskrone der Christen: die Verbreitung der Botschaft vom leeren Grab innerhalb von nur einer Generation und das von Jerusalem bis an die Grenze der damals bekannten Welt, d. h. bis nach Rom. Abgesehen davon, dass die Weitergabe der Osterbotschaft mündlich und zu Fuß bzw. per Schiffspassage – und die war lebensgefährlich – erfolgt ist, verwundert mich jedes Jahr wieder von Neuen, dass und wie die Nachricht vom leeren Grab bei den Menschen angekommen ist. Götter in Menschengestalt, die mal hier, mal dort erscheinen, die sich immer wieder einmal ein anderes Aussehen geben, waren bei den Menschen im Umfeld der griechischen Antike sozusagen an der Tagesordnung. – Wundergeschichten, Nachrichten über Heilungen, Brotvermehrungen oder Spaziergänge übers Wasser hatten bestenfalls die Bedeutung einer Sensation, die heute die Gemüter erregt, und morgen schon wieder vergessen ist, weil die nächste Meldung die Runde macht.
Ich kann mir die ungewöhnlich schnelle Verbreitung der Osterbotschaft nur damit erklären, dass die Menschen damals und zwar sowohl die Missionare als auch ihre Zuhörer gespürt haben müssen: das betrifft mich ja ganz persönlich. Wenn da ein Mensch tot war und danach wieder lebt, dann hat das etwas mit mir und meinem Leben zu tun, denn auch ich werde ja eines Tages sterben und auch ich möchte eigentlich lieber leben. So ist unsere, die christliche Taufe entstanden. „Ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“, so liest sich das in biblischen Worten.
Ostern, das hat etwas mit mir zu tun; das betrifft mich ganz persönlich. Nichts ist danach mehr so wie vorher. Kein Wunder (!), dass die Apostel sich auf den Weg machten „bis an die Grenzen der Erde“. Die Freude der Erlösten trieb sie dazu, und die wurde so stark, dass auch Verfolgung und Martyrium nicht dagegen ankamen. „Die Freude an Gott ist unsere Kraft.“, sagt der Prophet Nehemia. Die Freude an Gott ist durch nichts auf der Welt zu besiegen. Sie trägt auch, oder besser gesagt, gerade dann, wenn es schwer wird im Leben – so wie im Hinblick auf die Weltgeschichte gerade einmal wieder.
Bleiben Sie behütet, Ihr Peter Scheiwe.