Der November hat für viele unter uns zwei Gesichter, wie der Januar. Nach einen sonnendurchfluteten Allerheiligentag stellt sich gerade passend das Wetter um. Es wird trist. Die Blätter fallen. Das Totengedenken rückt in den Vordergrund. Nach Allerseelen kommt der Volkstrauertag, danach mit dem Totensonntag der evangelische Gedenktag am Sonntag vor dem 1. Advent.
Und dies ist die andere Seite: wir feiern für uns wichtige Heiligengedenktage. Hubertus (3. Nov.), Martin (11. Nov.), Elisabeth (19. Nov.), Cäcilia (22. Nov.)
Beim Stichwort „Hubertus“ denke ich sofort an das Kreuz im Geweih des Hirsches. Das eine Legende, genauso wie das Original, das Kreuz am Himmel, das dem römischen Kaiser Konstantin auf einem Feldzug im Jahr 315 erschienen sein soll und dazu wie im Kino aus dem Off der Satz: „In diesem Zeichen wirst du siegen.“ Als Machtsymbol taugt das Kreuz aber wohl kaum. Jesus war kein Feldherr. Eher hat er eine Bewegung von Friedensstiftern in Gang gesetzt. „Selig, die Frieden stiften.“, sagt er. Frage: In welchen Zeichen wollen wir siegen? Oder anders: Wie gehen wir mit Macht um?
Der Bischof Martinus, der 500 Jahre früher lebt und wirkt, gibt uns da deutliche Hinweise. Er geht deutlich auf Distanz zum damaligen Kaiser, samt seinem ganzen Apparat. Sich bei Hof einschmeicheln, durch Kriecherei die Gunst des Imperators erreichen wollen, die Nähe zur Macht suchen um auf diesem Weg auch etwas vom Licht abzubekommen, das ist sein Ding ganz und gar nicht. Auch als Bischof lebt er weiter wie ein Mönch. Man sagt, dass er nie auf der Cathedra im Dom von Tours gesessen hat, sondern sich einen einfachen Bauernstuhl daneben stellte.

Was wiederum auf der Linie der hl. Elisabeth liegt. Sie, die Landgräfin, Tochter des ungarischen Königs, verlässt die Wartburg nach dem Tod ihres Mannes und gründet in Marburg ein Hospiz, wo sie Kranke pflegt, Wunden verbindet, Menschen tröstet. Mit Martin verbindet sie die Überzeugung, dass ihr in den hilfsbedürftigen Menschen Christus selbst begegnet.
Auch Cäcilia verweigert sich dem damaligen Machthaber, was sie das Leben kostet. Die Verbindung der hl. Cäcilia zur Kirchenmusik, hat ihren Ursprung in einem Satz aus ihrer Lebensbeschreibung aus dem 5. Jahrhundert: „Es kam der Tag, auf den die Hochzeit festgesetzt war, und während die Instrumente spielten, sang Cäcilia dem Herrn mit den Worten: Möge mein Herz unbefleckt sein, damit ich nicht verderbe“.
Wie umgehen mit der Macht? Jesus würde vielleicht sagen, mach dich nicht nur selbst stark, sondern auch andere. Dafür hat er deutliche Zeichen gesetzt, sich eingesetzt für Arme, Schwache, Sünder, Aussätzige, Einsame. Starke Zeichen. Jetzt sind wir dran.
Peter Scheiwe