„Diese Person kenne ich. Ich weiß, was sie denkt, wie sie reagiert und was ihr wichtig ist. Ich brauche keine Angst vor unerwarteten Reaktionen zu haben“.
Doch dann zeigt sich diese so vertraute Person plötzlich ganz anders als erwartet. Meine Vorstellung, die ich mir von diesem Menschen gemacht habe, wird gründlich korrigiert.
Beim Evangelium von der sogenannten „Tempelreinigung“ ergeht es mir ähnlich. Ich habe ein Bild von Jesus, dem friedlichen, dem freundlichen, dem liebenden, dem duldsamen.
Und jetzt ein tobender Jesus mit Geißel in der Hand.
Eine unbändige Wut muss ihn gepackt haben angesichts der Missstände.
Es ist plakativ und greift doch viel zu kurz, wenn wir seine wütende Reaktion einfach auf aktuelle Missstände übertragen wollen, die wir lieber heute als morgen angehen wollten.
Jesus geißelt, weil aus der Gottesbeziehung der Menschen finanzieller Gewinn geschöpft wird.
Letztlich geißelt Jesus, weil Menschen in ihrer Beziehung zu Gott eher auf Opfer bauen als auf seine entgegenkommende Liebe.
Wo wir heute Opfer bringen, um Gott für uns zu gewinnen, da packt Jesus die Wut – und wie !

Ihr/Euer Diakon Andreas Kirchner